BIEK fordert nachhaltige City-Logistik für KEP

Der Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V., kurz BIEK, sieht im jüngsten Positionspapier viele Potentiale aber auch Risiken für die KEP-Branche. Der BIEK fordert die Politik auf, die Branche bezüglich nachhaltiger Stadtlogistik mit sicheren Infrastrukturen, faires Wettbewerbs und gerechteren Löhnen zu unterstützen. Mit dem Positionspapier „Herausforderungen für die 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages“ präzisiert der Verein Anliegen, Impulse und Lösungskonzepte für aktuelle und zukünftige Herausforderungen der KEP-Branche. Die Positionen für eine nachhaltige Stadtlogistik betreffen Entwicklung bezahlbarer E-Transporter, die Einteilung von Lieferzonen für KEP-Dienste, Mikrodepots-Privilegierung im Verhältnis zu den Riesen-Verteilzentren und Umsetzung umweltfreundlicherer Konzepte.

Schwerpunkt Stadtlogistik & Nachhaltigkeit: Innovative Umweltkonzepte unterstützen

Der Markt für Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen wächst doppelt so schnell wie die restliche Wirtschaft. Im Jahr 2016 sind in Deutschland zum ersten Mal über 3 Milliarden Sendungen verschickt worden. Der Umsatz hat den Rekordwert von 18,3 Mrd. Euro erreicht. Im Jahr zuvor lagen die Umsätze noch bei 17,4 Mrd. EUR und das Sendungsvolumen bei 2,95 Mrd. KEP-Sendungen.

Einige Mitglieder von BIEK
Einige Mitglieder des BIEK

Sendungsvolumen steigt jährlich an

Die KEP-Branche ist für die postalische Versorgung der deutschen Bevölkerung von wesentlicher Bedeutung, da sich die Big Player jenseits der DP/DHL stark auf die Ballungszentren konzentrieren ohne den ländlichen Raum ebenfalls zu erweitern. Die BIEK-Mitglieder und die kleineren Unternehmen der privaten Post schließen dagegen oft diese Lücke. Mit immer besserem Service werden mittlerweile auch Pakete schnell, flexibel und zuverlässig geliefert. Doch auch in der Stadtlogistik greifen KEP-Unternehmen an, indem sie beispielsweise in nachhaltige Zustellkonzepte investieren, alternative Antriebstechnologien nutzen und neuartige IT-Lösungen anwenden. Was oft fehlt, ist die Unterstützung durch die Politik! Dieses Empfinden greift der BIEK auf und intensiviert nun seine Lobbyarbeit in diese Richtung.

Dezentralisierung als Trend

Warum ist auch eine politische Unterstützung so wichtig? Weil der Markt derzeit enorm in Bewegung ist! Das Bestellverhalten der Endkonsumenten wandelt sich gerade extrem. Der Branchenriese Hermes rechnet in den kommenden 7 bis 8 Jahren bei Same-Day-Lieferungen mit einer Steigerung von 20%. Dieser rasanten Geschwindigkeit kann nur mit dezentraler Lagerplanung Rechnung getragen werden, also mit Mini- und Mikro-Depots. Same-Day-Lieferungen kommen also nicht mehr aus Zentrallagern sondern aus kleineren Lagerstandorten. Dafür brauchen KEP-Dienste aber ausgewiesene Ladezonen und eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und Lasten-Fahrräder. Der BIEK denkt hier laut über die Ausweisung gesonderter Lieferzonen für die Städte-Versorgung nach, wie sie im Taxigewerbe schon längst üblich ist. Auch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung wäre sinnvoll. Mit einem eigenen, neuen Verkehrszeichen für „Ladebereich“ könnten die Kommunen zukünftig exklusiv Ladebereiche ausweisen.

Mikro-Depots – Rechtsicherheit realisieren

Der BIEK fordert von der Bundesregierung außerdem mehr Rechtssicherheit und Privilegierung von Mikro-Depots. Den Kommunen solle es künftig überlassen bleiben, Immobilien für Mikro-Depots oder auch Verkehrsflächen im öffentlichen Straßenverkehr für mobile Mikro-Depots auszuweisen. Die Flexibilität in der Zuteilung dieser Flächen fördert die Verringerung von Routenlängen und steigert dadurch die Einführung alternativer „Last-Mile“-Produkte, wie Lastenfahrrädern, fußläufigen Transporthilfen oder Kleinst-E-Mobilen, wie dem Paxster.  Dadurch erfüllen Politik und KEP-Unternehmen ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitsziele.

Förderung der E-Mobilität

Und noch ein Punkt bei der e-Mobilität bereitet der KEP-Branche Sorgen. Zwar leistet die Branche jahrelang einen bedeutsamen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Elektromobilität. Eine unbedingte Förderung bei der Anschaffung seitens des Staates ist aber bisher kein Thema. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten müsste, laut Meinung des BIEK, hier eine gezielte Förderung von Investitionen in Elektrofahrzeuge erfolgen.

Sonderproblem: Fairer Wettbewerb & gerechte Arbeitsbedingungen

Bei einem selten veröffentlichten Thema legt der BIEK den Finger richtig in die Wunde: Es gibt quasi keine fairen Wettbewerbsbedingungen durch die Monopolstellung von DP/DHL. Der Branchenverband stößt sich dabei nicht nur am DHL-Marktanteil von über 40%. Insbesondere die Beteiligung der Bundes an der DP AG und die immer noch vorhandenen Privilegien des „Gelben Riesen“ stechen ins Auge. Der Gesetzgeber müsse die Änderung der Post-Entgeltregulierungsverordnung widerrufen und das Mehrwertsteuerprivileg des „Quasi“-Monopolisten DHL abschaffen.

Damit die KEP-Branche in der Zukunft ihr Potential als Wirtschafts- und Jobmotor ausschöpfen kann, ist die Politik in besonderem Maße gefragt. Sie muss die nötigen Rahmenbedingungen hierfür schaffen. Das Positionspapier des BIEK dient als Anstoß, damit Herausforderungen der privaten Post sowohl in der Politik zur Kenntnis genommen als auch konkrete Lösungsansätze sinnhaft und zukunftssicher umgesetzt werden können.

BIEK als Big-Player-Verbund – Nutzen für Private Post?

Der Bundesverband Paket und Expresslogistik vertritt die Interessen der führenden Unternehmen dieser Branche. Dabei sind die eigenen Mitglieder laut www.biek.de „flächendeckend in ganz Deutschland tätig, stellen jede Sendung an jedem Ort […] zuverlässig zu und haben […] Standards im Express-Geschäft gesetzt“. Klingt groß – ist es auch, denn die Mitglieder des Verbandes lesen sich wie eine Big-Player-Liste: Hermes Germany, UPS Deutschland, DPD, GLS und GO! Express & Logisticts.

Warum also sollte ein Positionspapier für ein kleineres Unternehmen der privaten Post von Bedeutung sein? Einfache Antwort: Der Verband BIEK hat es sich zur Aufgabe gemacht, liberalisierend und deregulierend auf die politische Landschaft in Deutschland in puncto KEP-Dienstleistungen einzuwirken. Und aufgrund des Gleichbehandlungsgebotes in Deutschland kommt dies auch der privaten Post im Gesamten zu Gute.