Brennstoffzelle im Zustell-Fahrzeug - UPS testet in Amerika
Der Paketdienst UPS erweitert seine Flotte mit einem Versuchsfahrzeug mit vergrößerter Reichweite, in dem der Prototyp einer Brennstoffzelle eingebaut wird – Fuell Cell Electric Vehicle, kurz FCEV. Der erste FCEV-Prototyp ist ab drittem Quartal des Jahres 2017 auf Straßen Kaliforniens anzutreffen. Der Sonnenstaat im Westen der USA unterstützt diese Bemühungen, da hier die Klimagesetzgebung besonders streng ist und mögliche Verbesserungen staatlich gefördert werden.
Andererseits liegt es naturgemäß im Interesse des Unternehmens UPS, sich weiterhin als Vorreiter in Sachen effizienter und sauberer Zustellung zu etablieren. Der Einsatz eines emissionsfreien Zustellfahrzeugs mit Brennstoffzelle ist so beinahe folgerichtig. Die Entwicklung dieses ersten seriennahen Prototyps hat aber schon eine langwierige Vorgeschichte - denn schon seit 2003 sucht der Paketdienst in Kooperation mit DaimlerChrysler nach einer praktikablen Lösung für den Einsatz von Brennstoffzellen-Fahrzeugen in der Logistik. Dabei bildet die Brennstoffzelle nur einen Baustein, neben E-Mobilen, Pedelecs spielen vor allem urbane Micro-Lösungen eine starke Rolle bei den Bemühungen von UPS, die in Zukunft entscheidende Umweltverträglichkeit der eigenen Dienstleistung herzustellen.
Fuel Cell Electric Vehicel mit gleichen Daten wie normale Transporter
Das FCE-Vehicel (also Fuel Cell Electric = Brennstoffzellen getrieben) ist dabei das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Staat als auch verschiedenen Partnern. Ziel: Gleiche Strecken bzw. Reichweiten wie konventionelle Lieferfahrzeuge! Die ersten Tests zeigen, die Entwickler sind nahe dran. Durch die stetige Batterieladung über die Brennstoffzelle werden Reichweiten von über 200 km möglich, und das bei normalen Fahrleistungen. Die Betankung erfolgt mit Wasserstoff-Treibstoff.
Vorteile |
Nachteile |
Umweltfreundlich
Hoher Wirkungsgrad
Verschleißreduzierend
Flexibel einsetzbar
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Explosionsgefahr bei Unfall
Hoher Anschaffungspreis
Keine Stauentlastung
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Umweltverträglich bei (beinahe) emissionsfreiem Betrieb
Grund für die Entwicklung eines Brennstoffzellen-Fahrzeugs durch UPS ist eindeutig der Blick auf die Anforderungen der Zukunft. Der urbane Raum ist weltweit extrem verschmutzt, laut und verkehrstechnisch grenzwertig belastet. Gerade für Zusteller auf der letzten Meile steht daher eine Verbesserung zwingend auf der Tagesordnung. Die Brennstoffzelle löst zumindest zwei der drei Hauptprobleme. Sie erzeugt Strom ohne wirkliche Emissionen und ist durch den Betrieb des Elektromotors sehr leise. UPS hat bei der Konzeption nun noch einen Schritt weiter getan, der Strom reicht nicht nur für den Antrieb sondern auch für bestehende Hilfsstromaggregate, die für den Arbeitszyklus des Lieferwagens notwendig sind.
Wasserstoff als explosiver Energieträger umstritten
Bei all den Vorteilen sollte die Kehrseite der Medaille nicht außer Acht gelassen werden, denn der gasförmige Wasserstoff, der als Kraftstoff genutzt wird, ist hochexplosiv. Derzeit gibt es aber schon Treibstoffe, die zur Bindung des Wasserstoffs eingesetzt werden, und dadurch sowohl den zufälligen Austritt als auch Verpuffungen bei der Betankung beinahe ausschließen. Ein Risiko bleibt aber trotzdem - bei einem Unfall könnten vermehrt Explosionen auftreten.
Ein weiterer Nachteil: Der Preis. Derzeit sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge eh nur Versuchsvehikel. Sobald sich hier aber eine Serienreife ergibt, könnte auch dieser Nachteil langsam schwinden. Denn mit steigenden Produktionszahlen werden auch die Preise für ein Zustellfahrzeug schnell sinken.
Die Stauproblematik allerdings bleibt - der Transporter hat nun einmal eine gewisse Verkehrsfläche, die er einnimmt. Durch die Kombination mit verschiedenen automobilen und logistischen Zusatzlösungen könnte aber das Brennstoffzellenauto den Platz des "Zubringers", etwa zu Micro-Depots oder Sammelpunkten, darstellen. Leise und abgasarm in den Stadtteil, mit E-Mobilen oder Pedelecs zum Kunden - ein durchaus denkbarer und sehr umweltschonender Ansatz.