Deutscher Logistik Kongress 2018 – Digitales trifft Reales
Kongresse & Messen - Berlin
Logistik fit machen – fürs kommende Weihnachtsgeschäft wird das knapp, für die weitere Zukunft gibt es wohl kaum wichtigere Themen als Fachkräftemangel, Immobilienknappheit und Digitalisierung. Das nun „Digitales“ auf „Reales“ trifft, ist quasi DIE Headline. Seit dem 17. Oktober versammeln sich in Berlin die Entscheider und Innovationsanbieter der Logistikbranche für drei Tage.
Schon bei der Eröffnungssession betonte der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Prof. Dieter Kempf die entscheidende Bedeutung einer durchgängigen Digitalstrategie, gerade im Lichte von Block Chain Entwicklung in der Produktion und den rasant wachsenden Logistikmengen.
Flut von Paketsendungen im Fokus
Treibender Motor hinter den Logistikmengen sind neben den variablen Lieferketten auch und vor allem die vom E-Commerce befeuerten Pakete. Der E-Commerce steuert auch 2018 auf ein Rekordjahr zu – und Weihnachten steht ja noch bevor. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) hat in seinen aktuellen Studien eine Prognose abgegeben: rd. 64 Milliarden Euro werden in diesem Jahr beim Umsatz erreicht. Der Zuwachs beträgt mehr als 9 Prozent.
Logische Folge: Die Flut an Paketsendungen bricht weiterhin auf die Paketdienste und KEP-Unternehmen herein. Da heißt es, Ärmel hochkrempeln und Gedanken frei machen. Denn nur durch die digitale Begleitung des kompletten Lebenszyklus eines Paketes kann ein solch eklatanter Anstieg überhaupt sinnhaft geschafft werden. Genau zu wissen welches Paket wann wo und bei wem ist, entscheidet über die Skalierbarkeit der Logistik-Dienstleister.
Der Platzhirsch DHL hat über das Jahr ein bisschen geschwächelt – nach der Unruhe um den entlassenen Spartenchef Gerdes und die Gewinnwarnung sind nun beim Gelben Riesen handfeste Entscheidungen in die Wege geleitet worden. Digitalisierung an allen Ecken und Enden.
Gleiches gilt für Hermes, das Unternehmen gehört nun nach einigem Rückstand durch die Einführung von Navigationsapp mit adaptiver Verkehrsbeachtung und Stauumfahrung sowie Aufrüstung in Sachen E-Mobilität und Hardware wieder zu den Innovationsführern. Die anderen Großen, DPD, UPS und GLS, agieren gleichfalls vernetzter denn je. Notwendigerweise müssen die neuen Systeme dabei nicht nur die Kunden befriedigen und die eigenen Abläufe optimieren, sondern auch die Mitarbeiter in der Zustellung und im Paketdepot entlasten.
Arbeitskräfte-Mangel bei Zustellern und Depotmitarbeitern
Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstandes der Bundesvereinigung Logistik (BVL), veranschlagte die Zahl der Beschäftigten in der Logistik allgemein auf 3,2 Millionen Menschen. Das sind etwa 50.000 Mehr als noch 2017, aber es fehlen trotzdem, vor allem in den „Knochenjobs“ Zusteller und Depotarbeiter Nachwuchskräfte. In der drittgrößten Industrie des Landes muss etwas geschehen. Bei den Paket- und Postdiensten gehen die großen Anbieter schon entsprechende Wege mit Informationskampagnen und eigenen Bildungsakademien. Auch die regionalen und lokalen Postdienstleister müssten hier mehr tun. Über die vorhandenen Netzwerke könnten hier viele Synergien ausgenutzt werden, um „frisches Blut“ für die Zustellfront zu bekommen.
Logistik-Preis geht in den Osten
Last-but-not-least noch ein Wort zum Preisträger des Deutschen Logistikpreises. In diesem Jahr ging der Preis an KOMSA. Die vernetzte Digitalisierung und Automatisierung der Firmenzentrale im sächsischen Hartmannsdorf war für den IT-& Telekommunikations-Großhändler eine hammerharte Herausforderung. Mit einem 30 Millionen Euro Investment konzentrierte KOMSA die bisher verstreut gewachsenen Firmenteile in einem Hauptsitz – mit Logistikzentrum, Hochregallager und Automatiklager. Gemeinsam mit dem Spezialisten LogistikPlan aus Dresden bündelten die Sachsen alle Lagerungs- und Versandprozesse. Die Digitalisierung brachte enorme Vorteile:
- Geringe Lagerhaltungs- und Kommissionierungskosten – Kostenersparnis zweistellig
- Verbesserung der Qualitätsparameter der Logistik
- Senkung der Durchlaufzeit auf weniger als eine Stunde (vorher 3,5 Stunden)
- Kapazitätserweiterung: Steigerung von 10.000 auf 25.000 Paketsendungen pro Tag
Der Logistikkongress „Digitales trifft Reales“ ist derzeit in den letzten Zügen – aber die Themen werden uns auch in den kommenden Monaten und Jahren begleiten. Wir bleiben für Sie am Ball.