DHL geht fremd – als E-Mobile-Produzent für private Post!
Die Deutsche Post und deren Pakettochter DHL haben sich ehrgeizige Ziele besonders beim Thema Klimafreundlichkeit gesetzt. Bis 2050 soll es eine komplett klimaneutrale Postlogistik geben. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Ausweitung des Fuhrparkes bei elektro-betriebenen Zustellfahrzeugen. Dabei ist die DHL Produzent in eigener Sache und stellt unter der Marke StreetScooter firmeneigene Elektro-Transporter her.
Bis zum Jahresende soll StreetScooter, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, ein neues Werk eröffnen. Das Unternehmen ist dann in der Lage, gut 20.000 Fahrzeuge jährlich vom Band gehen zu lassen. Naturgemäß lohnt sich ein solcher Output erst, wenn nicht nur für den Eigenbedarf produziert wird. Deshalb hat StreetScooter bekannt gegeben, dass es die einzelnen Fahrzeuge der Produktpalette in Zukunft auch für private Postdienstleister und Express- sowie Kurierdienste geben wird.
Welche E-Mobile bietet StreetScooter?
StreetScooter deckt quasi die drei Hauptmöglichkeiten der letzten Meile ab. Es gibt die kleine Variante – ein motorunterstütztes Lastenfahrrad. Dessen Fahrleistungen muten bescheiden an, heruntergebrochen auf das Einsatzgebiet sind sie aber mehr als ausreichend. Zusätzlich gibt es ein dreirädriges Lastenfahrrad und zu guter Letzt die Transporter-Variante mit einigen Kubikmeter Laderaum.
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StreetScooter Work S |
StreetScooter Work M |
StreetScooter Work |
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Produktbilder © StreetScooter/Deutsche Post DHL Group |
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Leistung (Dauer/Spitze) |
250 W |
2x125 W |
48 kW/ 38 kW |
Geschwindigkeit |
25 km/h (Unterstützung) |
25 km/h (Unterstützung) |
120 km/h |
Zul. Gesamtgewicht |
220 kg |
300 kg |
2.080 kg |
Gesamtzuladung |
163 kg |
214 kg |
710 kg |
Nutzvolumen |
k.A. |
k.A. |
4,3 m³ |
Wendekreis |
k.A. |
k.A. |
11,6 m |
Fahrzeug-Länge |
2.035 mm |
2.311 mm |
4.710 mm |
Akku-Ladedauer (100% / 80%) |
8,0 h / k.A. |
8,0 h / k.A. |
7,0 h / 4,5 h |
Aufladespannung Akku |
230 V |
230 V |
230 V |
Reichweite |
35 km |
30 km |
80 km |
Die Preise für die einzelnen Modelle sind derzeit noch nicht endgültig bekannt, für den größeren Work wird aber mit einem Kostenpunkt von über 32.000 Euro gerechnet. In Planung ist derweil auch eine weitere Entwicklung eines noch größeren Zustell-Transporters, dem Work XL. Dieser soll dann 20 Kubikmeter Nutzvolumen haben – Erscheinungsdatum wohl Anfang 2018, so Sprecher von StreetScooter.
Was bedeutet das für die private Post?
Zu allererst setzt die DHL einen gewissen Maßstab. Nach Konzernangaben soll die eigene Flotte an e-Mobilen bis zum Jahres verdoppelt werden, auf 5.000 Stück. Das bedeutet für die private Post einen zunehmenden Druck, selbst auch das eigene Umweltbewusstsein nach außen zu kommunizieren und als Produktquelle zu nutzen. Die ersten Versuche in diese Richtung scheinen vielversprechend, wie die zunehmenden Erfolge der „eigenen“ Privat-e-Mobillösung von PostModern zeigt, der Paxster. Hier handelt es sich um ein Fahrzeug, das rein technisch zwischen den Lastenfahrrädern der Post und dem Zustelltransporter von StreetScooter angesiedelt wurde. Ein anderer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit der Preisbestimmung durch die DHL im Bereich e-mobile Zustelltechnik. Bei den geplanten Produktionszahlen und den damit verbundenen aggressiven Verkaufsmethoden wird es für kleinere Hersteller ziemlich schwierig, in diesem Segment zu bestehen oder gar Fuß zu fassen.
Aber eines ist wohl sicher – sollten sich die privaten Postunternehmen in größerem Maße mit den Produkten von StreetScooter eindecken, erfährt die DHL über die Werkstattdaten und Wartungsintervalle einiges, was ansonsten möglicherweise nicht so schnell zum Marktriesen durchgedrungen wäre. Und ohne einer Unterstellung der aktiven Nutzung dieser Daten wäre hier ein großes Potential zur Marktanalyse in den Händen des „Gelben Riesen“. Daher scheint es zumindest bedenkenswert, Alternativen zu suchen oder die eigene Flotte in gewisser Weise zu splitten – an der Umstellung der „Last-Mile“-Fahrzeuge auf E-Betrieb führt aber wohl so oder so kein Weg vorbei.
(Aktualisierung - 03.05.2017)
Erster Fremdkunde: Fischgroßhändler Deutsche See
Die Deutsche See GmbH wendet sich ab vom Diesel und hin zum Elektro-Fahrzeug. 80 Stück vom Streetscooter Work hat der Fischgroßhandel aus Bremerhaven bestellt. Das ist auch das Ergebnis des Abgas-Skandals bei VW - hier läuft die Klage gegen den Konzern. Deshalb nun auch die Umstellung. Damit ist der Fischlogistiker zugleich der erste große Kunde bei StreetScooter außerhalb von DHL und DP AG.
Spezialität dabei: Der Paketaufsatz ist ein Kühlkoffer, mit über 650 Kilogramm Nutzlast und Photovoltaik-Folie auf dem Dach zur Unterstützung der Kühlleistung. Deutsche See GmbH will die urbane E-Logistik damit ernsthaft umweltfreundlicher gesatlten, wie Geschäftsführer Egbert Miebach erklärte.
Über Streetscooter
StreetScooter gibt es seit 2010. Das Start-Up wurde im Umfeld der RWTH Aachen gegründet. Unternehmensziel ist dabei, die Elektromobilität wirtschaftlich attraktiv zu gestalten. Im Aachener Standort Aachen werden Lösungen für den Kurzstreckeneinsatz entwickelt und produziert. Kommunale Einrichtungen, Logistikdienstleister sowie andere Unternehmen setzen auf StreetScooter im Rahmen ihrer Flottenlösungen. Im Mittelpunkt der eigenen Entwicklungen stehen kurze Modellentwicklungszeiten, extreme Reduzierung der Produktionskosten sowie eine modulare Fahrzeugarchitektur. Mit der Konzeption der „Work“-Serie stieg die Deutsche Post DHL Group Ende 2014 komplett ein und übernahm StreetScooter.