GLS verlangt Extra für Haustür-Zustellung
Nun beginnt sie - die Preisrunde der großen Paketdienste. Nach den DHL-Plänen für mehr Paketporto hat nun auch GLS die Preise angehoben: Ab Januar 2019 geht es rauf. Unternehmenschef Martin Seidenberg hatte in einem Interview angekündigt, dass es ein Plus von sieben bis acht Prozent geben wird. Die Gründe seien vielfältig, aber hauptsächlich verantwortlich sei der Fahrermangel in der KEP-Branche, der die Kosten nach oben schraube. Schwerlich nachzuvollziehen, da die Zahl der Pakete pro Fahrer und Tour in den letzten Jahren erheblich nach oben gegangen ist. Die absoluten Paketmengen sind jedoch so stark angestiegen, dass die vorhandene Infrastruktur, insbesondere eben auch die Zahl der Fahrer, nicht mehr ausreicht. Ein strukturelles Problem, das viele Unternehmen in der KEP-Branche nachvollziehen können.
Extra-Zuschlag für die Zustellung an der Haustür
GLS, bisher eh eher ein Spezialist für die B2B-Paketbranche, hat zudem eine "heilige Kuh" geschlachtet: die kostenfreie Haustürzustellung für Privatkunden. 50 Cent extra soll es kosten, wenn das Paket direkt zum Empfänger nach Hause geht - ansonsten wird in die Paketshops zugestellt. Wirtschaftlich nachvollziehbare Begründung: der Aufwand für die direkte Lieferung ist deutlich höher, die aufgewendete Zeit und Arbeitsaufwand gilt schon seit Längerem als "Hauptproblem" der Zustellung.
Haustür als Premiumdienstleistung?
Dass die Haustürzustellung jedoch eine "Premiumdienstleistung" sei, wie vom GLS-Chef dargestellt, entspricht nicht der normalen Transportlogik. Wenn ein Logistikziel vom bezahlenden Versender vorgegeben wird, dann kann der Dienstleister nicht einfach den Adressaten ändern, weil es dann für Ihn billiger würde. Diese Logik zuendegedacht würde bedeuten, dass wir uns doch unsere Post und unsere Pakete an den Verteilzentren abholen könnten, denn das würde die Kosten für die Postlogistiker extrem geringhalten.
Ein weiteres, praktisches Problem wird hier nicht beachtet - die meisten Paketshops der GLS sind keine "Postfilialen", sondern normale Geschäfte. Deren Kapazitätsprobleme und auch Mitarbeiterengpässe werden zunehmen, wenn noch mehr direkt zu Ihnen geliefert wird. Unmut von Empfänger und Paketshop-Betreibern ist dann wohl eine vorhersehbare Folge - und defintiv keine Werbung für GLS. Aber sei es drum - für das Weihnachtsgeschäft soll es diesen Zuschlag noch geben.
Mehr Mitarbeiter bei sinkendem Service?
Es mutet dann schon fast wie ein PR-Mannöver an, dass viele neue Mitarbeiter, nach Firmenangaben bis zu 3.000, für das Weihnachtsgeschäft "angeheuert" werden sollen. Saisonarbeitskräfte, die danach wieder entlassen werden, helfen dabei, die verringerten Service-Umfänge zu realisieren. Ist das die Zukunft der Paketlogistik? Die KEP-Branche kann und will sich immer an den Platzhirschen messen. Deswegen werden auch hier die Paketpreise steigen. Die Stärken der regionalen und lokalen Paketdienste sollten hier jedoch nicht vergessen werden. Gerade das Servicedenken, das Quentchen mehr persönlicher Kontakt und das Verständnis der aktuellen Arbeitswelt der Sendungsempfänger könnte eine enorme Chance für die KEP-Branche jenseits der fünf Großen sein. Deutschland wendet sich derzeit immer mehr in Richtung Dienstleistung, Geschwindigkeit und Effizienz - da könnte gerade der persönliche Service ein profitables Gegengewicht werden, digitale Unterstützung in Planung, Durchführung und Nachlese vorausgesetzt.