Grün, Grüner, Postlogistik – ein Blick in die Zukunft
Nachhaltigkeit, Postmarkt
„GoGreen“, „ThinkGreen“, „WE DO!“ – die großen Unternehmen der Paketbranche werfen mit Programmen für Umwelt und Nachhaltigkeit geradezu um sich. Die Schlagwörter der Stunde: Paketzustellung per Drohne, letzte Meile über Lastenfahrrad, e-Velo oder Zustellroboter! Die regionalen und lokalen Paketdienste müssen diese Entwicklung (langsam) in die eigenen Unternehmen und deren Strategien umsetzen. Warum? Sie verlieren ansonsten in Zeiten von Fahrverboten, Umweltauflagen und Verkehrsüberlastung schnell den Anschluss an DHL, DPD & Co. – nachhaltige Lösungen für die Lieferkette sind heute kein nettes Add-on mehr, sie sind eine ökologische und ökonomische Notwendigkeit, um als Post-Unternehmen zukunftsfähig zu sein.
Wer umweltfreundlich ausliefern möchte, muss in erster Linie den Kohlendioxid-Ausstoß seiner Transportfahrzeuge im Auge behalten. Gut geschulte Fahrer können ihre Fahrzeuge besonders kraftstoffschonend lenken und der Einsatz von Leichtlaufreifen sowie Reifendruckkontrollsystemen mindert den Kraftstoffverbrauch zusätzlich. Doch die Einsparpotentiale dieser ad-hoc-Maßnahmen sind schnell erschöpft, so dass schon mittelfristig damit kein Blumentopf zu gewinnen ist. Es bedarf innovativerer Lösungen.
E-Mobil & Pedelec: Null Emissionen auf der letzten Meile
Die Transportflotte ist das Aushängeschild jedes KEP-Dienstleisters. Doch wie gern gesehen sind stinkende und dröhnende Dieseltransporter in einer von Feinstaub und Lärm geplagten Großstadt? Wenn diese dann noch fast täglich mit laufendem Motor für mehrere Minuten die eigene Ausfahrt oder den Fußweg verstopfen, wird die Lieferung bis zur Haustür schnell zum öffentlichen Ärgernis. Für die Zustellung in innerstädtischen Wohngebieten muss eine Alternative zum Diesel her. Eine Möglichkeit: stromgetriebene Zustellfahrzeuge. Dort hat es in den letzten Jahren eine unglaubliche Entwicklung gegeben. Die DHL hat mit dem StreetScooter-Programm eine interessante, postspezifische E-Mobil-Lösung am Start, Paxxster und VXT zielen ebenfalls auf die Elektrifizierung der letzten Meile mit ihren Fahrzeugen. Um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben, müssen KEP-Unternehmen ihre Zustellflotte variabel auch mit stromgetriebenen Fahrzeugen bestücken.
Neben den Elektromobilen hat sich das Lastenfahrrad bewährt. In Verbindung mit Mikro-Hubs bieten Pedelecs ein alternatives Lieferkonzept, insbesondere für kleinräumige innerstädtische Wohngebiete. Dicht besiedelte Viertel können mit einem lautlosen, schadstofffreien Lastenrad viel umweltfreundlicher und gleichzeitig effizienter beliefert werden, denn Drahtesel dürfen oft fahren und parken, wo es Kraftfahrzeugen verboten (oder gar nicht möglich) ist. Das Lastenrad kann sich durch enge Gassen schlängeln, darf Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung, ja sogar Wohnanlagen befahren. Und für die kleinen, leichten Pakete an die Privathaushalte reicht das Ladevolumen der Lastenräder völlig aus. Je kleiner, je wendiger. Ein klarer Punktgewinn für das Team Pedelec/Mikro-Hub auf der letzten Meile!
Logistik 4.0 ist grüne Logistik
Um aus dem Punkt- auch einen Satzgewinn zu machen, braucht es allerdings mehr als emissionsfreie Zustellfahrzeuge auf der letzten Meile. Die gesamte Transportkette muss effizienter werden, von der Transportauslastung bis hin zur Vermeidung von Mehrfachzustellungen. Unter dem Stichwort „Digitalisierung“ lassen sich hier gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: papierfreies Zustellmanagement entlastet die Fahrer, minimiert Übertragungsfehler und beschleunigt somit den gesamten Lieferprozess. Gleichzeitig ermöglicht die digitale Erfassung Serviceangebote, wie Live-Tracking, Email-Benachrichtigung, Push-Notification und Auswahl eines variablen Lieferzeitfensters. Dadurch lassen sich Mehrfachzustellungen vermeiden. Das verbessert nicht nur die Ökobilanz, sondern senkt auch die Kosten.
Aber es geht noch mehr. Sobald ein Produkt digital erfasst ist, ist es mit Hilfe spezieller Zustellmanagement-Software ein Leichtes, die operative Effizienz der gesamten Lieferkette zu optimieren. Die Vernetzung von Daten und das Internet der Dinge bringen Transparenz und Flexibilität in die Lieferkette. Das eröffnet neue Chancen, von der verbesserten Fahrzeugauslastung bis hin zur dynamischen Tourenplanung, die eine Anpassung der Liefertour in Echtzeit ermöglicht, wenn überraschend noch der Zustellort geändert oder die Abholung einer Sendung hinzugefügt wird. Die digitale Planung, Steuerung und Kontrolle von Sendungsflüssen reduziert den Transportverkehr deutlich, insbesondere auf der letzten Meile. Und weniger Verkehr heißt weniger Belastung für Luft, Ohren sowie die gestressten Nerven der Großstädter.
Kooperationen senken Umweltbelastungen
Ressourceneffizienterer Lieferverkehr lässt sich auch noch auf anderem Wege erreichen: durch Kooperation. Wer seine Kapazitäten unternehmensübergreifend mit anderen KEP-Dienstleistern plant, Sendungen bündelt und Doppelstrukturen vermeidet, schont die Umwelt. Und die Unternehmenskasse. Stichwort Paketshops: Bei Abwesenheit des Empfängers stehen entweder eine nochmalige Zustellung oder die Abgabe in einem Paketshop oder Packstation zur Wahl. Jedes größere Paketunternehmen betreibt hier seine eigenen Systeme – bei mehr Kooperation würden viele Wege und damit auch Emissionen wegfallen, sowohl bei den Zustellern als auch bei den Empfängern – ein doppelter Gewinn für die Ökobilanz also.
Neben diesen Schwerpunkten entwickeln sich derzeit aber noch einige andere, durchaus interessante Transport- und Zustellinnovationen, wie etwa Drohnen, Roboter oder Crowd-Delivery. Die KEP-Unternehmen sollten oder besser müssten den Bereich der grünen Postlogistik deutlich stärker belegen, als sie es jetzt schon tun. Über einige, erfolgreiche, grüne Serviceangebote einzelner Postdienstleister berichten wir in naher Zukunft.