KEP-Forschung plädiert für Mikro-Hubs auf Last Mile

Postmarkt - Forschung - Frankfurt/M.

Die Entwicklung ist bekannt – das Sendungsvolumen in den kommenden drei Jahren wird um rund 25 Prozent ansteigen. Nach Prognosen des BIEK, des Bundesverbandes Paket & Expresslogistik, gibt es dabei sogar noch Luft nach oben. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 3,16 Mrd. Pakete deutschlandweit transportiert – 2020 sollen es über 3,9 Mrd. sein. Die große Herausforderung der Zukunft für die KEP-Branche lautet also: Wie können die Zuwächse befördert und optimal zum Empfänger gebracht werden?

Flaschenhals „Last Mile“

Genau um diese Fragestellung haben sich die Forscher von der Frankfurter University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in einem eigenständigen Forschungsprojekt gekümmert, dem „Wirtschaftsverkehr 2.0“. Hinter dieser unscheinbaren Bezeichnung verbirgt sich ein Projekt des Landes Hessen und des House of Logistics and Mobility e.V., kurz HOLM e.V., welches die vorliegenden Belieferungsstrategien der KEP-Dienste analysiert und potentielle Verbesserungs- und Veränderungsvorschläge erarbeiten sollte.

FUAS-Projektstudie-Wirtschaftsverkehr-2.0

Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe – da gerade der Bereich der letzten Meile ein hochkomplexes und derzeit in ständigem Fluss befindliches Segment der Paketsendung darstellt. Frau Prof. Dr.-Ing. Petra K. Schäfer und  Herr Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke stellten daher auch klar, dass der interdisziplinäre Ansatz und die Kombination und Beachtung verschiedenster Interessensgruppen ein gut beleuchtetes Bild für die Lösungsansätze gebracht hätten. Die Handlungsempfehlungen verbänden die Effizienz und Wirtschaftlichkeit auf Seiten der KEP-Dienstleister mit der notwendigen Verträglichkeit für Anwohner und Kommunen.

Stadtteile müssen neu typisiert werden

Bevor die Transportmittel für die letzte Meile bestimmt werden können, so die Forscher, müssten die Stadtteile nach KEP-Sicht definiert werden. Bisher wurde dies entsprechend der geschichtlichen oder verkehrstechnischen Entwicklung für einen umgrenzten Bereich festgelegt. Deutlich moderner der Ansatz der Frankfurter – die Unterscheidung nach Verkehrslage, Bereichsnutzung, Ansprüchen an Lärm- und Umweltbelastungen und städtebaulicher Kultur wurde zusammengeführt und in fünf griffige Typen gefasst:

  • City (Kerngebiet der Stadt, hohe Dichte an zentralen Einrichtungen, Geschäften, Kultur- und Verwaltungsgebäuden, hohe Verkehrsdichte)
  • Wohnen (Hohe Wohnraumdichte, familienbezogene Einrichtungen (Kitas, Kindergarten, Schulen), geringe bis mittlere Verkehrsdichte)
  • Gewerbe (Hohe Dichte an „nichtstörenden“ Gewerbebetrieben, großflächige Grundstücke, mittlere Verkehrsdichte, mittlere bis hohe Lastwagendichte)
  • Industrie (Ausschließliche Gewerbenutzung, emissionsproduzierende Unternehmen, mittlere Verkehrsdichte, hohe Lastwagendichte)
  • Mischgebiet (Mischung aus „Wohnen“ & „Gewerbe“, mittlere bis hohe Verkehrsdichte, geschlossene Bebauung)

Und für diese einzelnen Gebiete, die sich nicht nur auf das Forschungsareal in Frankfurt am Main zurückführen lassen, wurden die derzeitigen Bedürfnisse der KEP-Unternehmen aber auch und vor allem die der Anwohner abgewogen. Die Basisaussage ist dabei wenig überraschend – der Empfänger möchte am liebsten sein Paket sofort und das ganze ohne Lärm oder zusätzlichen Autoverkehr. Die Empfehlungen der Forscher sind aber tiefgehender.

Stadtteile müssen neu typisiert werden

Bevor die Transportmittel für die letzte Meile bestimmt werden können, so die Forscher, müssten die Stadtteile nach KEP-Sicht definiert werden. Bisher wurde dies entsprechend der geschichtlichen oder verkehrstechnischen Entwicklung für einen umgrenzten Bereich festgelegt. Deutlich moderner der Ansatz der Frankfurter – die Unterscheidung nach Verkehrslage, Bereichsnutzung, Ansprüchen an Lärm- und Umweltbelastungen und städtebaulicher Kultur wurde zusammengeführt und in fünf griffige Typen gefasst:

  • City (Kerngebiet der Stadt, hohe Dichte an zentralen Einrichtungen, Geschäften, Kultur- und Verwaltungsgebäuden, hohe Verkehrsdichte)
  • Wohnen (Hohe Wohnraumdichte, familienbezogene Einrichtungen (Kitas, Kindergarten, Schulen), geringe bis mittlere Verkehrsdichte)
  • Gewerbe (Hohe Dichte an „nichtstörenden“ Gewerbebetrieben, großflächige Grundstücke, mittlere Verkehrsdichte, mittlere bis hohe Lastwagendichte)
  • Industrie (Ausschließliche Gewerbenutzung, emissionsproduzierende Unternehmen, mittlere Verkehrsdichte, hohe Lastwagendichte)
  • Mischgebiet (Mischung aus „Wohnen“ & „Gewerbe“, mittlere bis hohe Verkehrsdichte, geschlossene Bebauung)


Und für diese einzelnen Gebiete, die sich nicht nur auf das Forschungsareal in Frankfurt am Main zurückführen lassen, wurden die derzeitigen Bedürfnisse der KEP-Unternehmen aber auch und vor allem die der Anwohner abgewogen. Die Basisaussage ist dabei wenig überraschend – der Empfänger möchte am liebsten sein Paket sofort und das ganze ohne Lärm oder zusätzlichen Autoverkehr. Die Empfehlungen der Forscher sind aber tiefgehender.

Zweistufigkeit in der Distribution – der Weg zum Micro-Hub

Für die zentralen Gebiete „City“ und „Mischgebiet“ wird eine zweistufige Distribution empfohlen. Was heißt das konkret? Das Problem kennt jeder Paket-Zusteller. In einem Gebiet mit vielen Empfängern bleibt das Zustellfahrzeug stehen und der Zusteller muss die einzelnen Vorgänge zu Fuß erledigen. Hauptgründe: Schlechte Parkplatzsituation und Nähe der Adressaten zueinander. Genau hier würde die Zweistufigkeit eingreifen: hochfrequentierte Empfängeradressen, wie etwa B2B-Stammkunden, würden weiterhin mit dem Transporter angefahren. Für die Verteilung in der Fläche, insbesondere auch in den verkehrsberuhigten Bereichen und Fußgängerzonen würden dann Pedelecs zum Einsatz kommen. Die Lastenfahrräder sind emissionsfrei, relativ variabel, einfach zu bewegen und ohne Parkplatzerfordernis beinahe überall abstellbar.

Pedelecs für die letzte Meile „City“ & „Mischgebiet“

Mit einer durchdachten Bestückung der Fahrzeuge könnte dann ein Diesel- oder Elektro-Transporter zum einen die großen Mengen bedienen, zum anderen als Hub für die Pedelecs-Zusteller dienen. Wo liegen die Vorteile? Pedelecs könnten in den Ballungszentren die kommenden Sendungsvolumina umweltverträglich händeln, da Sie folgende Vorteile bieten

Empfehlungen aus "Wirtschaftsverkehr 2.0"

Empfehlungen der Frankfurter Forscher der FUAS
  • Lärmarmer Betrieb
  • Keine Abgase
  • Mittlerweile erhebliche Zuladungen möglich
  • Kein Parkplatzbedarf
  • Körperliche Entlastung der Zusteller

Für die anderen Stadtteiltypen liegen deutlich geringere Probleme in puncto Parkplatz und Verkehrsdichte vor. Zudem sind die Adressaten weiter voneinander entfernt. Bedingt durch das erhöhte Bedürfnis nach Ruhe und guter Luft wird im Stadtteiltyp „Wohnen“ die Nutzung von Elektro-Transportern empfohlen. Bei den anderen beiden Gebieten wäre es eine standort- und betriebliche Entscheidung.

„Im Westen nichts Neues!“ – Nicht ganz

Anders als im bekannten Roman von Remarque sind die Frankfurter Forscher aber nicht nur auf die Strukturen der letzten Meile bei der händischen Auslieferung eingegangen. Viele andere Punkte, die teilweise auch die Mitarbeit der Kommunen notwendig werden lassen, wurden eingehender beleuchtet.

Die Technik der Zustellplanung beispielsweise wurde als eine der absoluten Baustellen im Bereich der Paketdienste erkannt. Zu Recht – aus den Erfahrungen unseres Partners PLT Software. Die Strukturierung und Optimierung der Fahrzeugbeladungen und Touren- sowie Routenplanung ist für viele der regionalen Paketdienstleister beinahe komplettes Brachland. Hier werden nur selten die aktuellen Gegebenheiten im Zustellgebiet, bei den Paketmengen oder des Verkehrsgeschehens während der Lieferfahrt beachtet und aktiv in die Planungen eingeflochten. Dabei würde schon die Dynamisierung der Tourenplanung in Verbindung mit einer Digitalisierung des Sendungsablaufes zu Einsparungspotentialen bei den Kosten und Zeiten von bis zu 40 Prozent führen.

Ein weiterer interessanter Punkt, diesmal auch an die Kommunen gerichtet, ist der Ausbau einer Paket-Abgabe-und-Zustell-Infrastruktur. Die Frankfurter Wissenschaftler haben hier nur als Beispiele Paketstationen sowie Paketboxen genannt. Viel zu tun und viel zu gewinnen also für die private Post, die solche Forschungsprojekt gern zum Anlass nehmen sollte, über die eigene Digitalstrategie und die damit verbundenen Möglichkeiten in der Zustellung auf der letzten Meile nachzudenken – denn die Zukunft wird eher stressiger bei den zu erwartenden Paketmengen!

Zum Projekt Wirtschaftsverkehr 2.0

Das Projekt wurde durch Beobachtungen vor Ort, Interviews mit Zustellern und Verantwortlichen aus verschiedenen KEP-Unternehmen, Gesprächen mit Kommunen und Verwaltungsvertretern entwickelt. Finanziert wurde es aus Mitteln des Landes Hessen und der HOLM-Förderung (House of Logistics and Mobility) im Rahmen der „Richtlinien des Landes Hessen zur Innovationsförderung“ durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung im Jahr 2016 unter HO 2016/05 gefördert. Den Abschlussbericht finden Sie auf der Seite der FH Frankfurt.