Kommentar: Regio Post Pfalz außer Dienst

München/Berlin

Deutschlands Postmarkt steckt tief in einer Konsolidierungsphase. Nach der CITIPOST in Hildesheim ist nun auch die Regio Post Pfalz offiziell am Ende. Anders als bei den Niedersachsen fängt in der Pfalz aber niemand die Lücke ab. Der Umgang mit der "Stilllegung" zeugt von größere Probleme, nicht nur geschäftlicher, sondern auch kommunikativer Natur. Denn obwohl schon regionalen Zeitungen, wie die konzerneigene „Die Rheinlandpfalz“, vom Aus des Postdienstleisters berichten, informiert das Post-Unternehmen nur im Newsbereich auf einer Unterseite.

Regio Post Pfalz stellt Betrieb ein

Presse berichtet, Unternehmen schweigt auf der Homepage

Die Gründe für die Abwicklung des anfangs beliebten Postdienstes scheinen vielfältig zu sein, von zu wenigen Sendungen, zu geringen aktiven Zustellerzahlen und wegbrechenden Kunden ist bei den Statements der Verantwortlichen die Rede – dies sind jedoch eher die Symptome als die Gründe für das „Dahinsiechen“ des eigentlich gut aufgestellten Postdienstleisters.

Anscheinend hat die hinter dem Unternehmen stehende PVG Ludwigshafen und deren Konzernmutter Medien Union GmbH die Reißleine gezogen, weil die Chefs der Regio Post Pfalz bestimmte Entwicklungen schlicht verschlafen haben. Dazu haben wir einen Gastkommentar von Branchenkenner Bert Fröstel, Strategic Key Account Manager bei PLT-Planung für Logistik & Transport GmbH, einem der führenden Anbieter von Lösungen im Bereich Fahrzeugortung und automatischer Tourenplanung.

Bert Fröstel (PLT Software)

Bert Fröstel - key account Manager PLT Software

"Die Akteure der privaten Post mühen sich, den Menschen Alternativen zum gelben Staatskonzern zu bieten. Viele von Ihnen haben erkannt, dass effektives, gemeinschaftliches Arbeiten und direkter Sendungsaustausch die Grundlage den Erfolg des eigenen Geschäftes bildet. Die Föderation mit anderen Privatpost-Anbieter und deren weitere Intensivierung bringt eine Eigendynamik, die notwendig ist, um mit den technologischen Entwicklungen überhaupt Schritt halten zu können. 

Mit großem Engagement konnte die Post-Landkarte inzwischen überall in Deutschland bunt eingefärbt werden. Nicht nur die großen Akteure, wie DPD, Hermes oder GLS, agieren sondern auch regionale Anbieter, wie eben die Regio Post Pfalz. Da schmerzen plötzliche und von außen nicht vorhersehbare Rückzüge besonders. Doch der Blick geht nach vorn! Die Innovativen der Privatpostler haben schon längst andere Sendungsarten, wie Paket, Warensendung oder Einschreiben für sich entdeckt und treiben die digitale Vernetzung erheblich voran - und das bringt Hoffnung für die gesamte Privatpost-Branche. Denn jeder Niedergang kann auch als Chance verstanden werden. Das Motto muss lauten: "Wer still steht und die Pfründe nur verteidigt, wird bald nichts mehr zu verteidigen haben!" Aktiv und offen müssen nicht nur alte Geschäftsfelder ausgebaut und belebt werden, sondern auch neue Wirkungsbereich eruiert und besetzt werden. In diesem Sinne: "Der Privatpostdienst Regio Post ist tot, es lebe die private Post!"

Zukunftsvorschlag: Informationsaustausch für agile Marktreaktionen

An Stelle der Regio Post Pfalz kann ein neuer, innovativer Player entstehen. Dessen Einstieg hängt auch von der nun noch zur Verfügung stehenden Zeit ab. Würden Konsolidierungspläne eher innerhalb des privaten Postnetzwerkes kommuniziert, könnten ein mögliches Aus im Vorhinein sogar über einen intensiven Erfahrungsaustausch verhindert oder zumindest die Kunden und Mitarbeiter sanft aufgefangen werden. Daher mein Aufruf:

  • Packt es endlich an!
  • Schafft neue Foren!
  • Verbindet Euch intensiver!
  • Kommuniziert regelmäßig!

Das sichert Euren Erfolg langfristig. Diskutiert, wenn nötig, auch Misserfolge- kein Fiasko ist es wert, wiederholt zu werden!"