Onlineshops interessiert an flexiblen Zustelllösungen
Die KEP-Branche arbeitet im Paketlogistik Hand in Hand mit Onlineshops, E-Commerce-Anbietern und Webplattformen. Gerade Amazon als Platzhirsch und Innovationstreiber bringt immer neue Möglichkeiten für eine Zustellung, die das größte Dilemma der immer höheren Paketmengen löst: das „Nicht-zu-Hause-Sein“ der Besteller.
In einer aktuellen Studie hat das ECC Köln im Auftrag vom Paketdienst Hermes Zahlen zu Tage gebracht, die einen deutlichen Handlungsdruck, insbesondere auf die Paketdienste ausübt. 4 von 5 Onlineshoppern möchten demnach Ihre Sendung gern zu Hause entgegennehmen – aber nur etwas mehr als 60 Prozent erreichen die Haustür. Der Hauptgrund liegt in der simplen Zustell-Logik der meisten KEP-Unternehmen. Die Sendungen werden vormittags oder am frühen Nachmittag an die Privathaushalte geliefert. Da es derzeit eine erfreulich hohe Beschäftigungsquote in Deutschland gibt, sind naturgemäß wenige Adressaten auch wirklich anwesend.
Alternativen zu Standard-0815-Zustellung?
Alternativen gibt es hier in verschiedenen Ebenen. Die Abgabe bei Nachbarn, Servicepoint oder Paketshop in der Nähe ersetzt in einer Vielzahl der Fälle die direkte Zustellung. Die Nachteile sind greifbar. Zum einen hält sich die nachbarschaftliche Fürsorge in Grenzen, besonders diejenigen, die oft vormittags daheim sind, werden zunehmend mit Paketen überschwemmt. Daher gibt es in den urbanen Regionen schon die Entwicklung, dass Pakete nicht mehr für Nachbarn angenommen werden, wenn dies nicht vorher vereinbart ist. Bestimmte Paketdienste stellen schon aus haftungstechnischen Gründen nicht ohne Erlaubnis bei Nachbarn zu – und eine vorherige Genehmigung ist hier die absolute Ausnahme!
Paketshop und Servicepoints kranken oft an zu weiten Wegen, schlechten Öffnungszeiten oder gar daran, dass der Adressat die entsprechende Stelle gar nicht kennt und sich erst umständlich informieren muss. Zudem sind Sendungen selten am nächsten Tag auch wirklich vorhanden. Ein sehr unbefriedigender Zustand!
Digitale Zustell-Veränderungen - DIE Zukunft
Dabei gibt es schon jetzt bei einigen der großen Paketdienste die Möglichkeit, noch während des Sendungszustell-Vorganges einzugreifen. Dies kann zeitlich, örtlich oder persönlich erfolgen.
Zeitliche Anpassung
Wunschzeitfenster, ein beinahe schon antiker Begriff, ist als Möglichkeit der Vorabbestimmung zwar nett, aber derzeit faktisch nicht aufrechtzuerhalten. Nur in absoluten Ballungsräumen, wie Hamburg, Berlin oder München funktionieren diese Zeitfenster einigermaßen. Schon in etwas kleineren Gebieten, Leipzig, Dresden oder Hannover, ist davon schon keine Rede mehr. Die Digitalisierung muss hier einfach noch stringenter durchgeführt und auch moderiert werden. Kaum einer weiß, dass von den „großen Fünf“ der Paketdienste schon drei eine „On-the-Fly“-Anpassung der vorher avisierten Lieferzeit anbieten. Dabei ließe sich mit einer „Umbuchung“ noch während der Zustellfahrt durchaus noch einiges herausholen. Gerade die Vielkäufer mit großer Erfahrung in der digitalen Welt befürworten eine solch flexible Veränderung der Zustellzeit. Gibt also das Wunschzeitfenster 14 bis 17 Uhr und der Adressat ist kurzfristig doch nicht da, kann er entweder einen anderen Korridor vereinbaren oder einen anderen Tag avisieren.
Örtliche & persönliche Anpassung.
Oder aber statt einer Veränderung der Lieferzeit wird eine andere Lieferadresse angegeben. Gerade in unserer arbeitszeitintensiven Welt wäre die Umleitung zum Büro oder zu einem Konferenzort eine sinnvolle Alternative. Oder aber der Empfänger gibt einen Nachbarn oder Bekannten an, der die Paketsendung in Empfang nehmen könnte.
Notwendige Voraussetzung: eine durchgängige Digitalisierung
Das alles klingt für einige der Entscheider der KEP-Branche nach science-fiction, ist aber schon bei DHL, DPD & Co. Realität. Die konsequente, digitale Verwandlung der Post- und Paketbranche läuft auf Hochtouren. Onlinegestützte Plattformen zur Information und zum Verkauf von Paketmarken u.ä. sind nur die ersten Schritte auf dem Weg zu einem umfassenden Digitalverständnis. Und das ist zwingend notwendig, da der Treiber des Aufschwunges, die E-Commerce-Branche, selbst eine kompromisslos digitale Denkweise bevorzugt. Sendungsverfolgung, Zustellnachweise, Abstellgenehmigungen, Archivierung, Dokumentation – alles muss sich von der papierbasierten Statusinformation weg zu einem umfassenden Leistungsverständnis bewegen.
Die Erfassung der Sendung, deren Verarbeitung und Zustellung mit allen denkbaren Lenkungs- und Einwirkungsmechanismen muss transparent und übersichtlich dargestellt werden. Eine Mammutaufgabe, vor der die gesamte Branche steht! Die private Post hinkt dabei hinterher, da sich der eine oder andere noch nicht einmal von einer vollständigen Digitalstrategie überzeugen lässt. Gerade solche Nachlässigkeiten schwächen derzeit die Position der privaten Paketdienste und erweitern den Abstand zu den marktbeherrschenden Unternehmen. Besser also jetzt aktiv werden, als in ein paar Jahren keine Chance mehr zu haben!