Paket-Zustellung: neue Alternativen – ein Update
Postmarkt - München
Das Thema Drohnen und Roboter steht für die Zustellalternativen 2030. Ob nun Testphasen in ländlichen Gebieten mit den fliegenden Austrägern oder die Pizzalieferung im kleinen, rollenden Paketroboter, derzeit überbieten sich die großen Logistiker, wie DHL, DPD oder UPS, und neue Marktplayer, wie Amazon, mit innovativen, technischen Ideen. Das Thema Drohnen dürfte sich aber erstmal ein wenig abkühlen, nach dem Inkrafttreten der Regelungen der Bundesregierung. Drohnenführerschein und Erlaubnis- sowie Fortbildungspflichten werden hier den Enthusiasmus erstmal drosseln. Zumal hier nicht das Problem der zustellkritischen Innenstädte gelöst wird – denn welcher Kunde hat schon einen Paketlandeplatz im Garten oder auf dem Dach.
Technologische Evolution: Kofferraumzustellung in nächster Phase
Daher stehen neben der technologischen Aufrüstung auch Erweiterungen der Zustellorte im Fokus der Strategien und Pilotprojekte. Dabei geht es nicht nur um die Öffnung der Packstationen und Paketboxen für den gesamten Postdienstleister-Markt, sondern auch um die Zustellung von Sendungen, insbesondere Paketen im Kofferraum von Autos. Die DHL hat schon einige Programme in der Testphase. Volkswagen, Smart und Audi arbeiten seit geraumer Zeit an einer sicheren und effizienten Lösung. Mit personlized key Systemen könnten die Zusteller den Kofferraum eines Fahrzeuges öffnen und das Paket oder die Briefsendung so schnell zustellen.
Der Nutzen birgt aber auch enorme Risiken, die bei der derzeitigen Phase der Pilotprojekte noch nicht gelöst werden (sollen). Was passiert, wenn ein Unbefugter den Schlüsselcode erhält, ausliest oder sich anderweitig Zugang verschafft? Wer haftet dann, wenn die E-Klasse von Mercedes geklaut wurde? Das leidige Thema Sicherheit der Allgemeinheit steht ebenfalls auf der Problemliste. Das Deponieren von gefährlichen Paketen, wie etwa Sprengsätzen, würde durch die Zustellung in den Kofferraum von Pkw wohl ebenfalls vereinfacht. Ebenfalls unklar – was passiert mit dem Paket, wenn bei einem Parkunfall eine Beschädigung eintritt, ohne dass der Paketempfänger an seinem Fahrzeug war. Viele Fragen, die es noch zu beantworten gilt. Trotzdem sollte und müsste auch die private Post diese Erweiterung der Zustellungsbereiche im Auge behalten.
Crowd-Delivery – Randlösung mit Potential?
Quelle: CoCarrier GmbH / youtube
Ein gerade in den Medien, insbesondere den Logistik-Foren, diskutierter Weg zur effizienteren Zustellung von Waren ist das Crowd-Delivery. Dabei werden, zumindest nach dem Slogan eines Berliner StartUps aus Privatpersonen Paketboten. Das klingt auf den ersten Blick nach dem Taxidienst Uber für Pakete. Wenn jemand sowieso auf dem Weg zu einem bestimmten Ort ist, kann er doch gleich etwas mitnehmen – einen Anzug, Brief oder ein Paket. Ein entscheidender Vorteil: Die Emissionen würden erheblich gesenkt, da mehrere Ziele mit einem Transportvorgang erfüllt würden. Die Vernetzung erfolgt zumeist über eine Onlineplattform oder einen Bestellaccount.
Die Nachteile sind jedoch ebenfalls sehr deutlich. Denn ob und wie die Waren ankommen, ist haftungstechnisch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Was wäre für den Fall von Unfall oder Diebstahl des Fahrzeuges an der Raststätte – offene Fragen, gegen die die aufgehenden Sterne dieses Nischenmarktes mit einer Versicherung gegensteuern wollen. Eine der derzeit am häufigsten genannten Unternehmen ist das StartUp CoCarrier. Die Berliner Firma rechnet sich selbst wohl nur einen kleinen Platz an der Sonne aus: 1.000 überbrachte Sendungen für 2017. Natürlich kann sich dies, so wie Uber es für die Personentransporte in den USA gezeigt hat, zu einem Standard und einer umsatzstarken Nische entwickeln.
Einfluss auf KEP (derzeit) gering!
Jedoch sind die Einflüsse auf die KEP-Branche insbesondere die professionell arbeitenden Kurierdienste mehr als nur überschaubar. Gerade diejenigen Kunden, die bereit sind, eine Sendung zu versichern, (so wie es beim Crowd-Delivery dringend empfohlen wird), werden wohl eher ein Unternehmen als Partner bevorzugen – aus haftungs- und auch aus Professionalitätsgründen. Die Kurierdienste stellen nämlich zu! Ob jeder private „Spediteur“ ein Päckchen bis in die Hände des Empfängers bringt, erscheint zumindest fraglich.