Paketpreise - Kostenfaktor & Chance der KEP

Pakete zustellen – Service oder Kostenfaktor?

Das Spannungsfeld ist offen sichtbar, auf der einen Seite stehen die Verbraucher mit dem Bedürfnis nach gutem Service und überschaubaren Ausgaben für die Paketlieferung – auf der anderen Seite die Postdienstleister, die von Personalkosten und Transportausgaben getrieben werden. Wie tief die Gräben in der Wahrnehmung schon sind, zeigt das Interview von GLS-Chef Rico Back in der Welt.

„Die Deutschen haben einen hohen Anspruch, sie wollen dafür aber nicht bezahlen. Der durchschnittliche Zustellpreis in Großbritannien ist ungefähr das Doppelte von dem, was in Deutschland gezahlt wird.“

Rico Back, Die Welt, 08.02.17

Diese Meinung ist weit verbreitet unter den Postdienstleistern und scheint ein Affront gegenüber dem Paket-Endkunden zu sein. Die Aussage sollte aber nur plakatieren, dass der deutsche Paketversender eben ein sehr fragiles Preisgefühl hat. Befeuert wird dieses Verständnis durch die Marketing-Maßnahme des kostenfreien Versandes im Ecommerce. Der Endkunde hat das Gefühl, dass die Leistung des Versendens (und damit auch des Zugestellt-Bekommens) quasi umsonst sein muss!

Paketkosten-Rechner

Versand ist kostenintensiv - Wer soll es bezahlen?

Da es sich hierbei aber um eine tiefgehende Palette von Arbeiten handelt, müssen viele Menschen mitwirken, damit am Ende das Paket beim Kunden ankommt. Arbeiten diese Menschen also ohne Entgelt für den sozialen Benefit, dass sie ein Paket zustellen dürfen? Natürlich nicht! Und die Unternehmen müssen diese Kostenstruktur auffangen. Diverse Kritikpunkte, wie etwa ein sinnvoll hoher Mindestlohn der Mitarbeiter, die Einstellung von deutsch-affinen Zustellern oder die Mehrfachzustellung bei Abwesenheit, sind dabei interessanterweise Forderungen, die Maßstäbe an eine Leistung anlegen, deren allgemeiner Geldgegenwert aber als zu hoch angesehen wird.

Umlage der Kosten auf den Produktpreis? - Verpönt beim Endkunden

Ein im Einzelhandel nicht denkbares Szenario. Ein Beispiel: Sie haben bei einem Discounter einen DVD Player im Angebot, der zwar preiswert und toll aber in dieser Filiale leider schon ausverkauft ist. Eine Lieferung aus einer anderen Filiale gibt es nicht, Sie müssen selber hin. Den gleichen Player gibt es bei einem Kaufhaus. Dort ist er teurer, kann aber kostenfrei zwischen den Filialen hin und her geschickt werden, damit Sie ihn im passenden Standort abholen kann. Daher der höhere Preis – hier diskutiert niemand.

"Mehr Geld = Mehr Service" ist eine zu simple Formel

Bei einer Paketsendung ist das ein klein wenig anders – bedingt auch durch das frühere Monopol der Post. Der Versender gibt sein Paket auf, bezahlt es und dann wird es zugestellt. Keine Möglichkeit des Discounts, denn das Verständnis, dass etwas weniger kostet und dadurch weniger Service beinhalten könnte, ist interessanterweise beim Endkunden vorhanden. Nur ein Mehr an Kosten kann unter keinen Umständen akzeptiert werden, denn es ist doch schon teuer genug! Und genau hier versucht der GLS Chef Back anzugreifen – wenn auch in etwas grober Weise. Vielleicht hilft die Gegenüberstellung der Leistungen zwischen Paketen in Großbritannien und Deutschland!

Großbritannien   Deutschland

5 Euro

Durchschnittspreis pro Sendung

2,50 Euro

1/2 bis 1 Tag

Lieferzeit

2 Tage

Bestellung abends
Zustellung morgens

Expresszeitfenster

Bestellung bis Mittag
Lieferung abends

keine

Extra-Kosten

bspw. Amazon (8,99 Euro mtl.)

1 - 2 %

Extrem-Express-Lieferung innerhalb 2 Stunden (Anteil in %)

0,001

5 - 6 Euro pro Sendung

Extra-Kosten

5 - 6 Euro pro Sendung

Ja

Nochmalige Lieferung bei Abwesenheit

Nein

Offiziell Nein

Zustellung zu NICHTautorisierte Personen

Offiziell Nein

Angestellte

Personal

Mix aus Angestellten, Subunternehmern & freien Mitarbeitern

 

Im Umkehrschluss sind die Kommentare zum Interview in der Welt vom GLS-Chef sehr aufschlussreich und gleichzeitig wenig tragfähig. Wäre ich bereit, als Endkunde mehr Geld auszugeben, um eine Paketsendung auf den Weg zu bringen, könnte ich definitiv einen perfekten Service verlangen. Tue ich das nicht und versende zu einem geringeren Preis, müsste ich doch Einbußen in Punkte Serviceleistung in Kauf nehmen, oder nicht?

Paketversand Big Player vs. Paketversand private Post

Genau hier greifen die kleineren privaten Post- und Paketdienst an! Durch ein langsam und sinnvoll aufgebautes Zustellernetzwerk und den individuellen Service am Endkunden stehen die privaten Postdienstleister von LVZ, biber post, CITIPOST und PostModern ganz vorn in puncto Kundenzufriedenheit. Zudem sind die Pakete meist preiswerter als beim Marktriesen DHL – es geht also doch, Service zum kleinen Preis!

Grund dafür ist unter anderem auch unsere Logistiklösung hybriLOG®, die die privaten Postdienstleister in die komfortable Lage versetzt, Pakete in ihrem gesamten Produktzyklus zu erfassen und so zu integrieren, dass Mehrfach-Bewegungen oder Fehllieferungen die absolute Ausnahme bleiben.