Umweltbewusster Pakettransport: Realität oder Utopie?

Klimaneutraler Pakettransport ist ein wichtiges Anliegen der Postlogistik. Die Paketdienstleister sind dabei bestrebt, CO2-Emissionen beim Pakettransport soweit zu minimieren, dass messbare Klimaschutzziele erreicht werden können. Wie kann das gelingen?

Ganz oben auf der Agenda steht die Nutzung innovativer Technologien und Antriebe, um Abgas- und Lärmemissionen zu verringern. Dank Elektro- und Hybridmotoren gelangen Pakete fast geräuschlos und sehr umweltschonend zum Kunden. Doch nicht nur beim Transport lassen sich Emissionen einsparen, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind mannigfaltig, angefangen bei der Heizung in den Sortierzentren bis hin zur Nutzung von Solarzellen an Arbeitsplätzen der Mitarbeiter.

Klimafreundliche Lieferung von Paketen

DHL GoGreen
Quelle: DHL

Für eine genauere Betrachtung des klimaneutralen Versandes muss erstmal klar sein, was klimaneutraler Paketversand eigentlich bedeutet! Und daran angeschlossen die Frage: Gibt es überhaupt einen emissionsneutralen Transport?

Bei jedem Transport wird Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen. Klimaneutral wird der Versand aber nicht dadurch, dass keine Emissionen mehr erzeugt werden, sondern durch den Ausgleich der entstandenen Abgase mittels Investitionen in Umweltschutzprogramme. Der klimaneutrale Versand ist also eigentlich keine „Emissionsverringerungsprogramm“ sondern ein Ausgleichsprogramm, bei dem Klima- und Umweltschutzprojekte unterstützt werden, die gegen die Emissionen und deren Auswirkungen gerichtet sind.

Die Großen der Branche machen es vor. Die DHL hat GoGreen im Programm. Wählt ein Kunde diesen Versand, erhält er im Gegenzug ein CO2-Zertifikat, das den Emissionsausgleich attestiert. Ein anderer Big Player, der DPD, hat sich ein interessanteres Ziel gesetzt, das Postunternehmen will bis 2020 den reellen CO2-Ausstoß um 10 Prozent pro Paket verringern, und das ohne Kosten für den Endkunden. Ein spannender Plan! Flankiert wird die Emissionsverringerung durch klimaneutral versandte Pakete - 2015 waren es schon knapp eine Milliarde.

CO2-neutraler Versand DPD
Quelle: https://www.saxoprint.de/total-zero

CO2-neutral transportieren - so funktioniert's!

Eine zuverlässige Erfassung von CO2-Emissionen ist für den klimaneutralen Paketversand unabdingbar. Jede Postlogistikleistung hat einen umweltbezogenen Ausstoß – zusammengefasst wird das mit dem englischen Begriff „Carbon Footprint“. Der Carbon Footprint beschreibt das Ausmaß der CO2- Erzeugung bei der Durchführung aller dazugehörigen Leistungen. Verschiedene Anbieter geben schon jetzt Auskunft über die Umweltbelastung bei einer Paketsendung, beispielsweise DPD mit „Carbon Calculator“. Dadurch erhält der Kunde Auskunft über jeden einzelnen Transportschritt des Paketes. Die Emissionen-Berechnung basiert auf dem europäischen Standard EN 16258.

Das Prinzip der Reduktion beruht auf die kontinuierliche Senkung der CO2-Emissionen pro Paket. Minimierung der Emissionen lässt sich bspw. durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen und Lastenrädern bei der Zustellung erreichen, Nutzung städtischer Mikrodepots etc.

CO2-Emissionen zertifiziert zu kompensieren gelingt durch das Prinzip des Ausgleichens. Dabei gleichen die Unternehmen erzeugte Emissionen durch den Kauf von Emissionszertifikaten (Carbon Credits) aus. Mit den Erträgen aus den Zertifikaten werden Projekte für erneuerbare Energien und effiziente Energieerzeugung finanziert.

"Klimaneutral" nur Ausgleichsleistung - CO2-Verringerung als Zukunftsziel

Der klimaneutrale Transport von Paketen ist bereits heute Standard. Die Verwirklichung der Klimaneutralität basiert auf den drei ausgeführten Prinzipien, die zwar als zukunftsorientierte Grundlage für einen umweltbewussten Umgang mit den Treibhausemissionen dienen, aber lediglich festgelegte Grenzwerte für CO2-Emissionen einhalten. Ein komplett emissionsfreier Paketversand ist in der Praxis nicht möglich. Nichtdestotrotz muss die möglichst schonende Zustellung in Zukunft extrem in den Fokus rücken - auch bei den kleineren und mittleren Postunternhmen. Dabei kommt es neben dem eigentlichen Transport auch auf die Ausstattung von Verteilzentren und Depots an.