Zustellung der Zukunft – Wohin geht die Postlogistik?
Ein Klingeln an der Tür, ein freundlicher Paketbote mit der ersehnten Postsendung unterm Arm – das ist derzeit geradezu das Synonym für den Zustellvorgang von Paketen, Warenendungen und Päckchen. Die Anlieferung beim Empfänger hat den ehemaligen, zentralisierten Gang zur Postfiliale abgelöst. Nur bei Nichterreichen oder anderen Schwierigkeiten hinterlässt der Zusteller eine Notiz mit dem Hinweis, die Sendung läge in wenigen Tagen in der entsprechenden Filiale oder dem Paketshop.
„Netter Paketbote“ war gestern!
Doch diese beschaulichen Gedanken gehören quasi schon jetzt in den Bereich Geschichte oder gar Antike. Allein schon die Abgabe beim freundlichen Nachbarn hat einen enormen Stellenwert eingenommen – laut einer Studie vom Paketriesen DPD wird jede achte Sendung in der Nachbarschaft abgegeben. Doch die damit verbundenen Risiken der Haftung der Postlogistiker erhöhen sich zunehmend, da ohne erteilte Vollmacht eigentlich kein Nachbar zur Annahme berechtigt ist. Andererseits werden die Zeiten für eine Zustellung bedingt durch die sich derzeit frappierend ändernden Arbeits- und Lebensumstände der Arbeitnehmer im Land immer enger und auch variabler. Wie geht die Postbranche insbesondere die private Post abseits der Big Player damit um?
Paketservice entscheidend – schnell, bequem, zuverlässig
Die private Post ringt gerade um das Verständnis, dass eine digitalisiert begleitete Lösung zwangsläufig ist. Reichte es bisher aus, persönlichen Einsatz zu zeigen und hochmoderne Sortiertechnik zu integrieren, liegen die Ansprüche der Zukunft in Geschwindigkeit, Transparenz und (End-)Kundendarstellung. Und die Digitalisierung muss schnell erfolgen, denn der Markt verändert sich gerade – und wandelt sich durch Ansprüche der Kunden und die neuen Services der Top5 Postunternehmen.
DPD, Hermes & DHL arbeiten am „Online-Käufer“-Erlebnis Zustellung
Derzeit versuchen verschiedene Anbieter, wie etwa DPD oder Branchenprimus DHL, gewisse Servicestandards zu etablieren. Zielgruppe sind dabei vor allem der Onlinehandel, da hier das Sendungsvolumen rasch wächst und die Händler durch die im Internet herrschende Konkurrenz versuchen, immer neue Marketing-Chancen auszuloten. Der Versand und auch die Spanne während der Zustellung sind hier noch vollkommenes Neuland. Aber Fakt ist: Wer die Käufer schnell und bequem beliefert, erhöht die Kundenbindung im Onlineshop.
Komfort hat dabei verschiedene Säulen – Einfach und schnell muss es gehen. Der Status und bestenfalls der derzeitige Standort der Sendung muss direkt und unkompliziert kommuniziert werden. Und während der eigentlichen Ausrollung sollte der Empfänger Möglichkeiten zur flexiblen Zustell-Veränderung haben.
Extrem hohes Empfängerinteresse bei Onlinebestellungen
Verschiedene Studien belegen dies. Fast jeder zweite Onlineshop-Kunde möchte neben der Frei-Haus-Lieferung auch die Option, das Paket in einem Paketshop abgeben zu lassen. Von dort könnte es dann individuell abgeholt werden. Immerhin mehr als die Hälfte der Empfänger würde die Eingabemöglichkeit einer Alternativ-Abgabe-Adresse während der Zustellung begrüßen – knapp die Hälfte die Zustellung in einem Paketkasten oder beim verbundenen Einzelhändler in dessen stationären Geschäft.
Interessante Zahlen – denn sie zeigen deutlich die Richtung, in welche sich die Zustellung in der Zukunft bewegen wird. Die technischen Voraussetzungen sind problemfrei erfüllbar, das sendungsgebundene Track&Trace, das Management der Sendung in Echtzeit und das endkundenfreundliche Darstellen auf einer browserunterstützten Plattform gehören zum Basisverständnis zukünftiger Post-Logistik-Technologien.
Moderne Technologien verändern Zustellabläufe
Entscheidendes Ergebnis der technischen Entwicklung sind exakte Vorhersagen von Zustellfenstern. Durch die Möglichkeit der interaktiven Veränderung von Zustellort, Zustellzeit oder Empfängerperson gibt es hier zwar bestimmte Veränderungen. Da der Ablauf aber digital abgebildet wird, kann mit jeder Statusveränderung ein ganzer Ablauf an Kommunikationsmaßnahmen in Gang gesetzt werden. So bleibt der nächste Kunde auf der Route informiert und kann schlimmstenfalls seine persönliche Zeitplanung anpassen und selbst Zustelloptionen ändern. Das Ergebnis des Ganzen: Der Endkunde wird individuell versorgt!
Paket 2.0 – aktuelle Post-Innovationen
Die Zukunft hat dabei – wie schon erwähnt – schon längst begonnen. Die Platzhirsche, wie DPD, DHL und Hermes, bieten Wunschzustellungen mit Stunden-Zeitfenstern zusätzlich zum Standardversand an. Das Endkunden-gerichtete DPD-Predict-Portal ist wegweisend in Bezug auf Nutzerfreundlichkeit und Verständlichkeit. Vorabinformationen über mögliche Verspätungen oder Veränderungen, sogar Erinnerungen an Zustelltag und –zeit gehören schon zum Repertoire.
Zustellgeschwindigkeit schwindelerregend – dank Digitalisierung & Micro Depots
Hinzu kommt die zeitliche Verknappung der eigentlichen Lieferzeit. Von vormals 3 Tagen ab der Einrollung sind Sofortzustellungen binnen 90 Minuten nach Bestellung besonders im Bereich Lebensmittel und Convenience Produkte mittlerweile in den urbanen Ballungsräumen keine Seltenheit mehr. Die Lieferung innerhalb von 24 Stunden (Express) oder am gleichen Tag (Same-Day-Delivery) sind zusätzliche, für den Versender durchaus kostspielige Möglichkeiten der Lieferzeit-Verringerung.
Möglich werden diese rasanten Geschwindigkeiten durch die durchgehende Digitalisierung sämtlicher Zustellabläufe, von der Einrollung bis hin zur Übergabe der Sendung an den Empfänger. Hinzu kommen verkürzte Wege durch die Erstellung eines Netzes von Micro-Depots, von welchen schnell, umweltschonend und effizient kleiner Zustelleinheiten, etwa Lastenfahrräder oder e-Mobile Routen abfahren und die Sendungen zustellen.
Fazit: Gibt es bald „ge-beamte“ Pakete?
Ob die Zustellung in absehbarer Zukunft Echtzeit-Status erreicht – also wie beim Raumschiff Enterprise das „Beamen“ von Paketen Standard wird – kann getrost verneint werden. Aber die Lieferung per Roboter oder Drohne wird eifrig getestet. Sogar Kombinationslösungen sind in verschiedenen Pilotprojekten auf dem Prüfstand. So könnte ein elektrisch betriebenes Zustellfahrzeug mit Drohne und Roboter an Bord, intelligenter Inneneinrichtung zu einer autonomen fahrenden Paketfiliale werden. Daneben stehen Alternativen zur persönlichen Zustellung im Raum, wie etwa die Zustellung im Auto-Kofferaum, im Paketsack oder in der Paketbox.
Auch das politische Umfeld versucht derzeit optimale Rahmenbedingungen für die Veränderungen in der Postlogistik zu schaffen. Verschiedene Initiativen, wie etwa die SMILE in Hamburg, fördern die Schaffung modernen Zustellnetze und alternative Konzepte, um den Anforderungen der Versender, Empfänger aber auch der Postunternehmen zu entsprechen. Und bestenfalls wird in fünfzig Jahren wirklich „ge-beamt“!